Korrosion an metallischen Werkstoffen


Korrosion an metallischen Werkstoffen im Trinkwasser


In Hausinstallationen treten immer wieder Beeinflussungen der Trinkwasserbeschaffenheit oder Schäden  durch Korrosion auf. Diese haben verschiedenste Erscheinungsformen und Ursachen, die aber nicht immer rational zu erklären sind. Hier folgen einige Ausführungen zu den Ursachen und Wirkungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit und umfassende naturwissenschaftliche Korrektheit. Es soll ein Überblick gegeben werden mit einigen weiterführenden Erklärungen, um so ein verbessertes Verständnis für die Problematik zu bewirken.

Grundsätzlich ist anzumerken, dass Korrosionserscheinungen auch in ordnungsgemäß und auf der Grundlage des örtlich vorhandenen Wassers erstellten Installationen Korrosion auftreten kann.

Korrosion führt nicht nur zu Schäden an der Installation sondern auch zu Überschreitungen der Parameter für Schwermetalle im Trinkwasser - insbesondere Kupfer, Blei, Nickel, und auch Arsen.

Das System “Wasser/Werkstoff” ist als eine Einheit zu betrachten.

Ursachen aus Herstellung, Betrieb und Wasserbeschaffenheit.

Siehe auch Präsentation Korrosion in der Hausinstallation

Folgende Hauptparameter haben Einfluss auf das System Wasser/Installation:

  • Beschaffenheit des Wassers
  • Art und Qualität der Werkstoffe
  • Ausführung der Installation
  • Betriebsbedingungen

Besondere Bedeutung kommt den Betriebsbedingungen zu. In der Installation kommt es im Verhältnis zum Transport durch das Versorgungsnetz zu den größten Veränderungen der Trinkwasserbeschaffenheit. Ursache sind die große Anzahl an Werkstoffen und insbesondere die übergroßen Oberflächen/Volumen-verhältnisse Werkstoff/Wasser und die langen Stillstandszeiten des Wassers in der Installation. Weiterhin herrschen um ca. 10 Grad höhere Temperaturen als im erdverlegten Bereich.

Unter den Betriebsbedingungen sind also hauptsächlich die Stagnation sowie die Erwärmung des Wassers von maßgebender Bedeutung.

Als Werkstoffe sind nur solche zu verwenden, die den technischen Anforderungen nach DIN 50930, Teil 6 entsprechen und Prüfzeichen des DVGW aufweisen. Dadurch wird sichergestellt, dass von Bauteilen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwasserbeschaffenheit ausgehen. Das DVGW-Prüfzeichen steht aber nicht dafür dass sie richtig funktionieren und sich ggf. daraus ein Garantieanspruch ableitet.

Es werden übrigens eine Vielzahl aller möglicher Geräte angeboten, die kein DVGW-Prüfzeichen aufweisen. All diese Geräte haben in der Installation nichts zu suchen!

Planung,  Ausführung und Wartung/Betrieb der Installation sind nach DIN 1988 durchzuführen. Vor dem Hintergrund von Korrosionvorgängen sei hier DIN 1988-7 “Vermeidung von Korrosionsschäden und Steinbildung” besonders erwähnt. DIN 50930-6 befasst sich mit der Werkstoffauswahl in Abhängigkeit von der Wasserbeschaffenheit.

In Bezug auf die Wasserbeschaffenheit ist anzumerken, dass es auch nach längerer Betriebszeit plötzlich zu Korrosionen kommen kann, wenn die Wasserbeschaffenheit seitens des Versorgers geändert wird.

Ursachen für Korrosion

ungünstige Wasserbeschaffenheit

  • freie Kohlensäure
  • elektrische Leitfähigkeit
  • Salzgehalt, insbesondere Chloride
  • Karbonathärte
  • pH-Wert

falsche Betriebsbedingungen

  • geringe Wasserentnahme aus der Installation
  • Stagnation
  • fehlende Wartung
  • verbrauchte Wasserfilter
  • falsche Leitungsdimensionierung
  • falsche (zu hohe) Temperaturen

fehlerhafte Installation

  • kein Wasserfilter vorhanden
  • keine Spülung des Leitungssystems nach der Installation vor Inbetriebnahme (verbleibender Schmutz, Sand, Hanf bilden Korrosionskerne)
  • Stagnation des Wassers nach Druckprüfung und Inbetriebnahme der Anlage

Korrosionsschäden an Rohrwerkstoffen

In der Trinkwasserinstallation werden für Rohrleitungen Kupfer, innenverzinntes Kupfer, verzinkter Stahl, nicht rostender Stahl sowie Kunststoffe eingesetzt. In Regelarmaturen werden kupfergebundene Werkstoffe, wozu Rotguss und Messing zählen, verwendet. Der Einsatz verschiedener Werkstoffe entspricht den Regeln der Technik. So können Rohre aus Kupfer, innenverzinntem Kupfer und nicht rostendem Stahl miteinander kombiniert werden. Ein Kombination von verzinktem Eisen mit anderen metallenen Rohren ist aus Gründen erhöhter Korrosionswahrscheinlichkeit nicht uneingeschränkt möglich und nicht zu empfehlen.

Die Korrosion von Metallen ist eine elektrochemischer Vorgang. Die Metalle gehen als Kationen durch Oxidation an der Anode in Lösung. Als Gegenreaktion muss an der Kathode eine Reduktion Sauerstoff erfolgen. Dies ist die Reduktion von Sauerstoff zu Hydroxilionen (OH-). Fehlt Sauerstoff, so werden andere Stoffe reduziert, z.B. Nitrat zu Nitrit oder Ammonium sowie Hydronium-Ionen (H3O+) zu Wasserstoff. Entscheidend ist das elektrochemische Potenzial der beteiligten Reaktionspartner. So ist für Kupfer und Zinn nur der Gehalt an Sauerstoff entscheidend.

Neben diesen elektrochemischen Grundreaktionen spielen für das Ausmaß der Korrosion in der Praxis kinetische Vorgänge eine große Rolle. Sie werden durch Deckschichten gehemmt, so dass die Bildung oder Zerstörung von Deckschichten immer beachtet werden muss, um Schadensfälle zu beschreiben oder Korrosion zu bekämpfen.

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    Abb.: Schematische Darstellung der Deckschicht auf Al, Pb, Zn, Cu und Fe

 

Verzinkte Eisenwerkstoffe

Hinsichtlich der Werkstoffkombination sind bei verzinkten Eisenwerkstoffen insbesondere die Bimetallkorrosion (auch Kontaktkorrosion) sowie die kupferinduzierte Lochkorrosion zu berücksichtigen. Einen wichtigen Einfluss haben der Sauerstoffgehalt, die Leitfähigkeit und der Salzgehalt des Wassers. Zur Vermeidung von kupferinduzierter Lochkorrosion ist zu beachten, dass Leitungen und Bauteile aus Kupfer, Kupferlegierungen und verzinntem Kupfer in Fließrichtung nicht vor solchen aus verzinkten Eisenwerkstoffen angeordnet werden dürfen (sog. “Fließregel”). Bei der Schutzschichtbildung in Kupferrohren gehen in geringer Menge Kupferionen in Lösung, die sich dann auf den Stahlleitungen anlagern können und zum Kupfer induzierten Lochfraß führen.

In Zirkulationssystemen ist eine Mischinstallation generell nicht zulässig. In Warmwassersystemen ist auf verzinkte Eisenwerkstoffe auf Grund erhöhter Korrosionswahrscheinlichkeit generell zu verzichten. Dies zeigt sich in Form von Blasenbildungen.

Kupfer

Kupfer bildet leider keine dichten Deckschichten wie etwa Aluminium, Blei oder Zink. Bei Stagnation kommt die Korrosion nicht etwa wegen der Dicke der Deckschichten zum Stillstand, sondern dadurch, dass der gelöste Sauerstoff aufgebraucht wird.

Bei Kupfer ist hinsichtlich der Schäden zu unterscheiden zwischen Lochkorrosion im Kaltwasser und Lochkorrosion im Warmwasser.  Generell sind die Schäden im Kaltwasser mit Einführung des Hartlötverbotes stark zurück gegangen. Korrosion im Warmwasser tritt nur bei sehr weichen und sauren Wässern auf, die so eigentlich nicht mehr abgegeben werden dürfen und sehr selten sind.

Neben der Lochkorrosion gibt es noch Flächen- und Erosionskorrosion.

Der Korrosion entgegen wirken Schutzschichten, die sich auf den Leitungen bilden. Dabei gibt es einen ständigen Aufbau und Abbau der Deckschichten, so dass Cu nicht nur aus dem Rohrmaterial sondern auch aus den Deckschichten herausgelöst werden kann.

Die Deckschichten bestehen aus Cuprit und Malachit. Das lösliche Cuprit (Cu2O) ist ein rot-brauner Film. Es hemmt die Korrosion praktisch nicht. 

Das schwer lösliche Malachit (Cu2(OH)2CO3) sind blau-grüne Kristalle, die sich auf der Rohroberfläche ablagern. Wo sich eine dichte Malachitschicht bildet, gibt es keine Probleme bei der Stagnation des Wassers in Kupferrohren. Malachit ist nicht mit Grünspan zu verwechseln!

Weiterhin gibt es noch das weniger lösliche Tenorit (CuO), das zumindest die kathodischen Bereiche belegt und die Reduktion des Sauerstoffs hemmt und damit indirekt die Korrosion dämpft.

Welche Mineralform sich im Wasser bildet, ist stark vom pH-Wert, dem gelösten organischen Kohlenstoff (DOC) und vom Sauerstoffgehalt abhängig. Das Stabilitätsdiagramm zeigt die Bedingungen, unter denen sich die Mineralformen bilden.

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Abb.: Stabilitätsdiagramm für Kupfer (Dallmann, J, 2005)

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Abb.: Schema zu den Teilprozessen bei der Flächenkorrosion des Kupfers (Merkel, T, 2003)

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Abb.: Malachitaufwachsung im korrodierten Kupferrohr nach 92 Betriebstagen (Merkel, T, 2003)

Beeinträchtigung der Trinkwasserbeschaffenheit durch Korrosionsschäden

Rostwasser

Rostwasserprobleme sind die von Kunden am häufigsten festgestellten Beeinträchtigungen der Wasserbeschaffenheit. Diese sind allein unter ästhetischen Gesichtspunkten - nicht aber unter gesundheitlicher Relevanz - zu sehen. Die Rostwasserbildung führt zur Braunfärbung und Eintrübung des Wassers, wird durch den Verbraucher sofort bemerkt und führt zu Schäden an Waschbecken, Armaturen und schlimmstenfalls zum Verderb einer ganzen Waschmaschinenfüllung. Sie ist die Folge von ungünstigen Betriebsbedingungen von Installationen mit verzinktem Stahlrohr. Die Probleme sind meist kurzzeitig und können durch Spülung behoben werden.

Rostwasser steht nicht im Zusammenhang mit örtlichen Schäden, wie Loch- oder Muldenkorrosion. Rostwasser tritt auch verstärkt in Warmwassersystemen auf, was durch Zirkulationsleitungen und Warmwasserspeicher noch verstärkt wird. In den speichern kommt es zur Sedimentation und bei plötzlich erhöhten Wasserentnahmen kommt es zum schlagartigen Austrag mit deutlicher Braunfärbung. Dies führt immer wieder zu Beschwerden bei den Wasserversorgern. Für die Wartung des Warmwassersystems ist aber einzig der Hauseigentümer verantwortlich.

Schwermetallabgabe

Die Konzentration der Schwermetalle Kupfer und Blei kann in der Hausinstallation durch Korrosion ansteigen.

Blei - Der Werkstoff Blei wurde früher sehr verbreitet für die Installation und die Herstellung von Hausanschlüssen verwendet. Auch wenn eine Großzahl der Wohnhäuser in den letzten Jahren saniert wurden, so befinden sich immer noch Installationen aus Blei im Einsatz. Ebenso gibt es noch Anschlussleitungen aus Blei. Diese werden aber durch die Wasserversorger planmäßig beseitigt. Der Prozess soll bis 2013 mit Inkrafttreten des verschärften Bleigrenzwertes von 0,01 mg/l abgeschlossen sein.

Die Bleikonzentration im Wasser ist abhängig vom pH-Wert, der elektrischen Leitfähigkeit und dem Hydrogencarbonatgehalt sowie dem Sauerstoffgehalt. In weichem, gering gepufferten Wässern bringt die pH-Wertanhebung eine Verbesserung der Bleiwerte, während bei härteren Wässern der pH fast keinen Einfluss mehr hat. Einen großen Einfluss hat auch der Rohrdurchmesser. So steigt der Bleigehalt bei dünnen Rohren mit 10 mm Durchmesser deutlich schneller an, als in stärkeren Leitungen.

Blei bildet Deckschichten, das sogenannte Bleiweiß. Die Bleideckschicht ist leider soweit löslich, dass bei Stagnation des Wassers in Bleirohren der gesundheitliche Leitwert von 10 µg/l überschritten wird. Ansonsten erfüllt Sie alle Bedingungen für hervorragenden Korrosionsschutz. Der Werkstoff Blei ist sehr langlebig (leider).

Kupfer - Die Kupfer- und Schwermetallabgabe aus den Installationsmaterialien ist stark von den Legierungen und der Wasserbeschaffenheit abhängig. Einflüsse haben die Härte, der pH-Wert, der TOC und der Salzgehalt. Für Legierungen für Formstücke und Armaturen wurden in der DIN 50930 Teil 6 Grenzwerte für die Gehalte an Schwermetallen festgeschrieben.

Als Einsatzgrenze für Kupfer ist die folgende Bedingung zu erfüllen:

    pH >= 7,4
    oder
    bei 7,0 <= pH < 7,4 soll TOC <= 1,5 sein!

 

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